Das Smartphone ist für uns so wichtig, dass es mehrere Artikel darüber braucht. In diesem hier geht es darum, die zwei wichtigsten Funktionen des Handys: Telefonieren und Internetnutzung, im eigenen Heim mit Alternativen zu ersetzen.
Für die Grundlagen des Handys gibt es einen eigenen Artikel.
kann ich nicht einfach WLAN nutzen?
Wenn du WLAN statt Mobilfunk nutzt, dann verstrahlst du zumindest weniger Menschen, aber ob die WLAN-Strahlung für dich weniger schädlich ist als die Mobilfunk-Strahlung, ist eine Frage vergleichbar mit: ist Marlboro schädlicher als Chesterfield?
Wir wissen es nicht. Wie in den Grundlagen der EMF erklärt, ist die Schädlichkeit der Strahlung von vielen Faktoren abhängig, zB Frequenz, Leistungsdichte, Polarisation, Modulation und zu guter Letzt von deinem individuellen Organismus.
Schädlich ist aber beides, deswegen ist meine Antwort auf „Marlboro vs Chesterfield“: weder noch.
Während der Übergangszeit, ist WLAN die bessere Wahl, weil es weniger Mitmenschen verstrahlt und weil die Sendeleistungen niedriger sind als bei WLAN.
Alternativen schaffen
Das Handy, ein Fluch und ein Segen zugleich, ist zuhause nicht zwingend notwendig, da du es hier mit einem Festnetz-Telefon und einem Computer ersetzen kannst.
Echt jetzt? Muss das sein?
Ich weiß wie mühsam die Umstellung erscheint, aber so ist doch jede Umstellung am Anfang!
Aber nachdem du deine Gewohnheiten umgestellt hast, wird es zur neuen Routine und somit nicht mehr anstrengend. Garantiert.
So wie jede Umstellung.
Für mich war die Umstellung etwas milder, da ich ohnehin viele Stunden am PC verbringe, aber trotzdem ging es nicht auf einen Schlag. Ich habe immer nur so viel an meinen Gewohnheiten verändert, wie ich innerlichen Antrieb hatte. Neuen Antrieb erhielt ich jedes Mal, wenn ich über die Folgen von Bestrahlung mit Radiowellen las. Die Handys sind immerhin kleine Funkmasten die wir mit uns herumtragen, ans Ohr halten, im Schoß halten, in die Hosentasche stecken, in den BH stecken, auf’s Nachtkasterl legen….
Mir ist natürlich klar, wie zentral das Smartphone für die meisten Leute ist, und diese Umstellung wird für viele die schwierigste sein. Gerade aber weil man so viel Zeit damit verbringt, ist es, nach dem Schlafzimmer, die wichtigste Umstellung!
Telefonieren
Zuerst muss ein Festnetzanschluss her, und ich nehme an, dass du keinen hast. Falls doch, spring gleich zur bedingten Rufnummerumleitung.
Falls du einen fixen Internet- oder Kabel-TV-Anschhluss hast, ist es gut möglich, dass dein Zugangs-Anbieter auch Festnetztelefonie anbietet. Achtung: Falls du es nicht auf der Webseite bei den Produkten findest, ruf trotzdem bei der Kundenhotline an, denn nicht alle Anbieter bewerben die Festnetzanschlüsse.
Auf durchblicker.at/internet-tv-kombi kannst du in deinem Ort nach Zugangs-Anbietern suchen, welche eine Kombination aus Internet- und Festnetz-Anschluss anbieten. (Hinweis: Mittlerweile gibt es Internetanbieter die eine Mindestvertragsdauer von 2 Monaten haben, statt 12-24.)
Falls du einen fixen Internetanschluss hast, dein Zugangs-Anbieter aber keine Festnetztelefonie anbietet, gibt es die Möglichkeit der Internet-Telefonie (aka IP-Telefonie aka SIP). Der Unterschied für dich ist, dass du entweder ein anderes (digitales SIP-fähiges) Telefon, oder einen ständig laufenden Computer benötigst und eine standortunabhängige Vorwahl, zB 0720, erhälst. Dafür kannst du aber von überall dort unter dieser Nummer erreichbar sein, wo du Zugang zum Internet hast. Weltweit.
Der Anbieter den ich dafür nutze ist fairytel.at, wo ich mir online ein Konto eingerichtet habe, mit dem ich sofort eine anrufbare Nummer erhielt. Nach einer Überweisung konnte ich auch selbst anrufen. Statt einem Telefongerät, verwendete ich anfangs das gratis Programm MicroSIP.org. Mittlerweile habe ich mir dafür ein SIP-fähiges Telefon um <50 € geholt.
Grundgebühr für die IP-Telefonie 1 bis 2 €, je nach Tarif.
Bloß kein Schnurlostelefon!
Es geht natürlich darum die Funkverbindungen zu vermeiden, also lass die Finger von den Schnurlostelefonen alias DECT-Telefonen. Manche von denen strahlen stärker als Handys.
Bedingte Rufnummerumleitung
Damit du auch am Festnetz über deiner mobilen Rufnummer erreichbar bist, kannst du ganz einfach einstellen, dass die Anrufe umgeleitet werden, wenn dein Handy nicht erreichbar ist!
Ist dein Handy aktiv, klingelt das Handy.
Ist dein Handy im Flugmodus, klingelt dein Festnetztelefon.
Bequemer geht’s nicht.
Als Beispiele zur Einfachheit der Einstellung:
Bei yesss! gehst du dazu in den Kontomanager unter yesss! Einstellungen, dann bei Ihre Rufumleitungen/Sprachmailbox auf Ändern.
Dann scrollst du etwas runter zu Alle Anrufe umleiten, wenn ich nicht erreichbar bin und gibst dort die Festnetz-Nummer ein.
Bei Drei Hutchison gehst du in die Kundenzone unter Einstellungen | Anrufeinstellungen. Wenn du dort runterscrollst kommst du zum Bereich Rufumleitung, wo du das Feld Wenn nicht erreichbar findest.
Ungefährliches Festnetztelefon
Das Handy bestrahlt dich mit Mikrowellen.
Ein ungeerdetes Festnetztelefon bestrahlt dich mit einem elektrischen Feld.
Jetzt wirst du sagen: Na toll, g’hupft wie g’hatscht!
Nein, eben nicht. Die Radiowellen des Handys breiten sich sehr weit aus und penetrieren dabei ganz einfach durch Objekte (wie zB Mauern und Möbel) hindurch, während das elektrische Feld des ungeerdeten Festnetztelefones eine Ausbreitung von nur ca 1 m hat . Solange du nicht viel Zeit in der Nähe vom Festnetztelefon verbringst, vor allem nachts, wird es für die meisten Menschen kein Problem darstellen.
Falls du viel Zeit neben dem Festnetztelefon verbringen musst, etwa aus Platzgründen oder für die Arbeit, dann gibt es Möglichkeiten dieses elektrische Feld zu eliminieren, indem du das Telefonsystem erdest, zB über den USB-Anschluss des Modems an dem das Analog-Telefon hängt, oder über einen geerdeten PoE-Injector an dem das SIP-Telefon hängt.
(Darüber werde ich in Zukunft einen Artikel schreiben. Wenn du schon vorher Hilfe damit benötigst, kontaktiere mich.)
Internet
Computer statt Handy
Am besten ersetzt du das Handy für die Internetnutzung daheim mit einem Computer, den du über ein Netzwerkkabel an deinen Router ansteckst, also funkfrei.
Einerseits ist die Bedienung mit Tastatur und Maus schneller, somit reduzierst du deine Zeit vor dem Gerät,
andererseits ist es mühsamer an einen Ort gebunden zu sein, somit reduzierst du aber auch deine Zeit vor dem Gerät!
In meinen Augen ein Win-Win 😉
Dieser Computer sollte natürlich ebenfalls Funkfrei mit dem Internet verbunden sein, also kein Mobiler-Daten-Stick und kein WLAN. Näheres dazu in den folgenden Seiten.

Falls dein Laptop gar keine Buchse für ein Netzwerkkabel hat, gibt es ganz günstige USB-Ethernet-Adapter.
Apps ersetzen
Die meisten Web-Dienste benötigen keine Erklärung, wie man sie am Computer statt am Handy nutzt, e.g. Facebook, YouTube, Netflix, etc.
Aber wusstest du, dass du die meisten Messenger Dienste wie zB WhatsApp, Signal, Telegram, Discord, Zoom, Viber etc. auch am Computer nutzen kannst? Dabei kannst du wie am Handy Emojis, Sprach-Nachrichten, Fotos und Dateien verschicken und ebenfalls Sprach- und Video-Anrufe tätigen!
Die Verbindung des Computers mit dem Konto des Handys geht dabei idR ganz simpel über das „anschauen“ eines QR Kodes mit der Kamera.
WhatsApp bildet hier eine Ausnahme, denn es ist der einzige mir bekannte Messenger-Dienst, der eine aktive Internetverbindung des Handys fordert, um am Computer bedienbar zu sein.
Falls du eine App hast, für die du kein Ersatz am PC findest, schreib mir einen Kommentar.
Handy am PC steuern & TCP via USB
Diese Möglichkeit ist nur etwas für Informatiker, weil sie sehr eingeschränkt und benutzer-un-freundlich ist.
Genau deswegen erkläre ich es nicht, sondern zeige es nur auf.
Falls du technisch versiert bist und zB von der Arbeit gezwungen wirst dein Handy häufig zu verwenden (zb wegen SMS/2FA Tokens oä), kannst du es mittels https://github.com/Genymobile/scrcpy (steht für „screen copy“) vom PC aus bedienen (ich empfehle die Parameter s und w).
Falls du deine Internetverbindung vom PC am verbundenen Handy nutzen möchtest, kannst du es mittels https://github.com/Genymobile/gnirehtet machen (steht für „reverse tethering“ da es „tethering“ rückwärts ist).
Ersteres funktioniert wunderbar, zweiteres ist stark eingeschränkt, da viele Apps nur eine Internetverbindung via WLAN oder Handy-Funk akzeptieren. Manchmal sieht es aber nur so aus, und die App akzeptiert nach einem Timeout die reverse teghering Verbindung e.g. Google Play-Store!
Beide Projekte sind sehr gut beschrieben. Viel Glück.
Obacht:
Wenn du scrcpy -s nutzt, kannst du das Display des Handys durch mehrfaches drücken des Power-Knopfes re-aktivieren.
Wenn du gnitheret nutzt, musst du nachher am Handy den relay-server deaktivieren um wieder die Funkverbindungen für das Internet nutzen zu können.
Wenn du während dem Schlafmodus des PCs das Handy absteckst, musst du ggf. die Prozesse abdrehen.
Erschienen am 2020-08-30. Zuletzt aktualisiert am 2020-10-23