Wissenschaftliche Publikationen finden

Hier erkläre ich wie man wissenschaftliche Publikationen findet, um sie zu lesen.
Klingt komisch, aber meistens findet man nur die Kurzzusammenfassungen, statt den ganzen Text.
Zuerst sehen wir uns den Aufbau einer Zitierung an, danach zeige ich dir, wie man mittels scholar.google.com oder direkten Kontakt zum Autor an die Publikationen kommt.

Aufbau einer Zitierung

Der Aufbau der Zitierungen hängt vom Zitierungs-Stil ab. Es gibt über 1300 unterschiedliche Stile, aber ich zeige dir den in der Medizin gängigsten Stil, genannt „American Medical Association 11th edition“.

Schauen wir uns zuerst eine Zitierung an:

Zuerst werden die Autoren genannt, in diesem Fall AB Miller, LL Morgan, I Udasin und DL Davis.
Der Hauptautor einer Publikation wird immer zuerst genannt, in diesem Fall AB Miller bzw. Anthony B Miller.
Danach kommt der Name der Publikation: Cancer epidemiology update, following the 2011 IARC evaluation of radiofrequency electromagnetic fields (Monograph 102).
Danach kommt das Journal, in welchem der Text erschienen ist: Environmental Research.
Nach dem Datum der Publikation stehen die Seiten des Journales, in denen der zitierte Text vorkommt: in der Ausgabe vom November 2018, auf den Seiten 673 bis 683.
Am Ende steht der DOI, das ist der digitale Objekt Identifikator, mit dem die Publikation eindeutig beschrieben wird. Das 10.1016 steht für den Besitzer (in dem Fall der Verlag Elsevier), danach das Journal (in dem Fall Journal of Environmental Research) und danach die Nummer der Publikation.

Durch den DOI kannst du die Publikation am einfachsten finden. Hast du diese nicht, dann sind die Namen der Publikation und des Hauptautors die wichtigsten Merkmale, um eine Publikation zu finden.

Wenn du den DOI-Link anklickst, öffnet sich folgende Seite:

Man erkennt schon das Logo von Elsevier. Das ist schon der erste Hinweis, dass man den Artikel hier nicht frei zur Verfügung gestellt bekommt.

Hier kannst du nur die Kurzzusammenfassung des Artikels lesen. Wenn du auf das PDF Symbol mit den Worten „Get Access“ klickst:

Dann darfst du dich entweder mit einem Login deiner „Institution“ (zB Hochschule) einloggen, welche jährlich Unsummen (sechsstellig) an solche Verlage zahlt, um Zugang zu den Publikationen zu erhalten, oder den stolzen Preis von 42 US Dollar bezahlen, um die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit zu lesen, welche mit Steuergeldern finanziert wurde.

Ja, das ist eine Frechheit, welche in der akademischen Welt heiß diskutiert wird, da diese Verlage Unsummen an Geldern einnehmen um Texte online zur Verfügung zu stellen, die sie weder selbst verfasst, noch selbst finanziert haben.
Der Aktivist Aaron Schwartz hat im Kampf gegen diese Ungerechtigkeit sein Leben gelassen.
Die Aktivistin Alexandra Elbakyan führt diesen Kampf weiter und wird von Elsevier verklagt.
Viele Wissenschaftler sind mit der Situation unzufrieden und stellen ihre Arbeiten so gut es geht auch alternativ, frei zur Verfügung.

Publikation finden und herunterladen

Ich zeige dir hier ausschließlich legale Wege um an wissenschaftliche Publikationen zu kommen, da der Kampf gegen die Wissenschaftsverlage nicht meiner ist.

scholar.google.com

Eine wenig bekannte Seite ist scholar.google.com, auf der du ausschließlich nach wissenschaftlichen Publikationen (und Rechtsfällen) suchen kannst.

Wenn du direkt den DOI eingibst, findest du sofort die Publikation:

Neben den Suchtreffern ist oft ein direkter Link zu der Publikation! In diesem Fall sind wir schon am Ziel.

Das einzige, was du noch kontrollieren solltest, ist ob der Titel übereinstimmt und es sich tatsächlich um die Publikation handelt, nach der du suchst. Vor allem, wenn du nicht nach dem DOI oder Titel suchst, sondern nach dem Autor.

Manchmal zeigt dir diese Suche die Publikation an, aber verlinkt nicht gleich das PDF dazu. Öffne trotzdem den Link der Publikation, da manchmal dort das PDF frei verfügbar ist.

Normale Google-Suche

Manchmal findest du zwar die Publikation bei scholar.google.com, aber kein PDF dazu; während du bei einer herkömmlichen Google-Suche nach dem Titel der Publikation das PDF geliefert bekommst. Versuche auch Alternativen zu Google wie zB duckduckgo.com und qwant.com.

Falls die normale Suche ein PDF liefert, ist dies immer kostenfrei.

Letzter Ausweg: Autor direkt kontaktieren

Die meisten Autoren schicken dir liebend gerne ihre Arbeit direkt zu, wenn du sie lieb danach fragst.
Sie mögen die Bezahlhürden selbst nicht und freuen sich, wenn jemand Interesse an ihrer Arbeit zeigt.

Das ist natürlich langsamer und du musst erstmal die Email-Adresse herausfinden; dies ist aber manchmal gar nicht so schwer, da oft sogar das Journal darauf verlinkt:

Falls es nicht direkt nach Klicken auf dem DOI steht, findest du die Person meistens auf der Webseite der Institution, welche wiederum meistens in der Kurzzusammenfassung (en. Abstract) oder auf der vom DOI verlinkten Seite steht.
Kontrolliere hier wiederum, ob es sich um die selbe Person handelt, denn es gibt sicherlich mehrere „Anton B. Müller“ 😉


Erschienen am 2020-10-11. Zuletzt aktualisiert am 2020-10-27

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